Der Meister sagt:
“Die Wegkreuzung ist ein heiliger Ort.
Hier muss der Pilger eine Entscheidung treffen.
Daher schlafen und essen die Götter für gewöhnlich an einer Wegkreuzung.
Wo sich Wege kreuzen, konzentrieren sich zwei große Kräfte
– die des Weges, der gewählt wird,
– und die des Weges, der verworfen wird.
Beide werden für einen kurzen Augenblick zu einem Weg.
Der Pilger kann ausruhen, ein wenig schlafen und sogar die Götter befragen.
Doch niemand kann dort für immer bleiben:
– Ist die Wahl einmal getroffen, muss er weiter gehen,
ohne über den Weg nachzudenken, den er eingeschlagen hat.
Sonst wird die Wegkreuzung zu einem Fluch.”
Paolo Coelho

Hallo [subscriber:firstname | default:reader]!!!
danke dass du hier wieder vorbeischaust, Angebote und Termine gibt es wie üblich nach der Geschichte, die ich dir gerne eine erzählen möchte.
Sie beginnt mit Bildern von Schnee und Eis, aber was machen die jetzt schon hier, in einer Herbstgeschichte – wundert dich das?
Ich war gerade ein paar Tage daheim in den Zillertaler Alpen unterwegs, habe mich dem Alltagstrubel entzogen, bin hoch hinaufgegangen ins Gebirge. Am 3. Tag war Regen angekündigt, gekommen sind Sturm, Hagel & Schnee. Der nächsten Morgen brachte dann eine Stille mit sich, wie ich sie sonst nur selten erleben durfte. Die vielen Schritte der vorangegangenen Tage hatten mich empfänglich gemacht dafür. Ich war früh aufgebrochen, bin über einsame Berghänge aufwärts gestiegen. Der Schnee hat geknirscht unter meinen Schritten und die gefrorene Pfützen zerbrachen mit einem hellen klirren unter meinem Gewicht. Kein Lüftchen hat sich geregt, einzig das gurgeln der Rinnsale war noch zu hören. Mit der steigenden Sonne wurde das Gurgeln immer stärker, die Rinnsale zu Bächen und die Stille in mir immer Tiefer.
Walk your Talk haben uns unsere Lehrenden in der Californischen Visionssuche Schmiede “School of lost Borders”, immer wieder ermahnt – Become and be the Ceremony lautete ihr Auftrag, geht immer wieder selbst hinaus und verbindet euch mit der Natur. Freunde hatten mich vor kurzem zu einer “Comeing Home Quest”, einer Visionssuche mit und für Visionssuche Leiter*innen eingeladen, aber mich hat es ins Gebirge gezogen, in die Einsamkeit der Jöcher und Hochtäler. Dort oben und beim stundenlangen gehen kommt mein Geist zur Ruhe, Schritt um Schritt steil bergauf und dann wieder steil bergab, nicht denken, einfach dem Weg folgen, Bergrücken für Bergrücken.
Auch mein Leben folgt gerade ganz wunderbaren Wegen, wendet sich unerwartet in eine neue Richtung, und so wanderte ich ohne persönliches Anliegen im Gepäck, war nicht damit Beschäftigt Stimmigkeit herzustellen in mir und/oder mit meinem Aussen. Anscheinend bewegt sich mein inneres Medizinrad gerade ein Stück weiter vom Norden in den Osten, nicht mehr “Was” ich zu tun habe steht im Focus, sondern vielmehr das “Wie” ich die Dinge angehe…
…und so befand ich mich plötzlich & unvermutet auf einer Pilgerreise!
Das wurde mir in dem Moment klar, an dem ich meine Wanderung bewusst mit einem Schritt über die Schwelle gestartet habe. Ich hatte nicht darüber nachgedacht warum ich diese Wanderung machen wollte oder wo sie mich hinführen würde. Seit Wochen wollte hat es mich da hinauf gezogen und trotz der anhaltenden Schmerzen im Rechten Bein bin ich dem Ruf hinaus einfach gefolgt. An der schwelle zeigte sich die Intention für die Wanderung dann aber in aller Klarheit:
Pilgern und Beten für die sterbenden Gletscher, und für deren Wiederkehr…
“Die Wegkreuzung ist ein heiliger Ort.
Hier muss der Pilger eine Entscheidung treffen!”
Ich hatte mich entschieden auf der Südtiroler Seite der Zillertaler Alpen zu wandern, auf Wegen die mir neu waren. Ich kannte die Namen der Täler, Gräben, Berge, war aber noch nie auf dieser Seite gewesen. 3 Jahre zuvor war ich an der Nordseite der selben Berge gewandert, hatte gesehen dass die Gletscher meiner Kindheit bereits verschwunden oder auf 10-15% ihrer früheren Ausmasse geschrumpft waren, das hatte mich damals ohnmächtig, traurig & wütend gemacht. Seither wollte ich die gleichen Berge von der anderen Seite bestaunen, Neuland betreten und meiner Trauer, Wut und Ohnmacht etwas entgegensetzen.